The Arsonists (Biedermann und die Brandstifter)
Ein Lehrstück ohne Lehre
The Arsonists (Biedermann und die Brandstifter)
Ein Lehrstück ohne Lehre
By Max Frisch
Biedermann is outraged by the arsonists who have been starting fire everywhere – at least while he is at his local pub or on social media. But when they actually knock on his door, he politely asks them in, even though they make no attempt to hide their intentions. You have to have manners, after all. And you have to be civil: they are just two harmless peddlers. And if they aren't, it's better not to make an enemy of them. It would be unwise to afford that, even though you can afford (almost) everything else. Written as a political parable, the play targets a mindset that contributes to the success of destructive forces. How does it happen? Why, what for and by who are the impulses to understand simply pushed aside?Director FRITZI WARTENBERG was born in 1997 and openly admits how much she feels caught out by Max Frisch's text, initially noted down as a burlesque prose sketch and later adapted into a play. Wartenberg is co-founder of the FTZN-collective and received the Helene Weigel Theatre Prize in the framework of WORX, the funding programme for young directors at Berliner Ensemble.
Duration
1 hour 30 minutes
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Contents
An allen Ecken und Enden brennt es in der Welt, in der Max Frisch seine ins Groteske überhöhte Parabel spielen lässt. Sie handelt von dem Ehepaar Biedermann, das sich mit zwei Brandstiftern gemein macht – obwohl oder gerade weil diese von Anfang an kein Geheimnis aus ihrem Vorhaben machen?Das Zürcher Publikum der Uraufführung 1958 sah in Biedermann das treuherzige Opfer einer kommunistischen Machtübernahme. Entsetzt über diese einseitige Missdeutung, schrieb Frisch ein Nachspiel, in dem er Biedermanns Schauspiel, seine Doppelmoral sowie Täterschaft deutlicher vorführte und auf das Mitläufertum im Nationalsozialismus bezog. Das war ihm später jedoch zu konkret und weil es den deutungsoffenen, beispielhaften Charakter seiner Parabel aushebelte, strich er es wieder. Die Brandstifter, so Frisch, seien Biedermanns eigene Dämonen, letztlich nur dazu da, die Widersprüche von Biedermanns Lebens- und Wirtschaftsweise derart hervorzutreiben, bis er an ihnen zu Grunde geht. Und mit ihm alles und alle um ihn herum. Wobei – vielleicht nicht ganz. Bliebe noch die Frage zu klären, wer sich rettet und ob es danach anders oder genauso weiter geht.Frischs Geschichte ist eine Parabel über Wandel, beziehungsweise über eine bestimmte Art und Weise mit Krisen umzugehen. Biedermann ist nicht naiv und weiß eigentlich genau, was an den Krisen hausgemacht ist. Es gibt auch keinen Grund, ihm nicht zu glauben, dass er gern ein guter Mensch wäre, wenn es ihm die Umstände nur erlauben würden. Doch sein Verhalten, sein Verharren beispielsweise in moralischen Plädoyers bei wachsender Deklassierung seines Angestellten mit dem sprechenden Namen Knechtling, führt letztlich nicht dazu, dass alles so bleibt, wie es im Übrigen nie war – vermeintlich gut –, sondern zu regressivem Wandel.Als "Lehrstück ohne Lehre" bezeichnete Frisch sein Drama, und in der Tat lernt Biedermann scheinbar nichts dazu. Was zur Frage zurückführt, ob er es nicht kann, nicht will oder nur so tut, um von seinen inneren Brandstiftern abzulenken, deren Handeln er für die einzig richtige Antwort auf die Krisen hält – auch wenn oder gerade weil sie möglicherweise systemsprengend sind.Von Sibylle Baschung
Berliner Ensemble
Stage:
Großes Haus
Bertolt-Brecht-Platz 1
10117 Berlin