Akademie der Autodidakten

KULTURELLE BILDUNGSPRAXIS AUS POSTMIGRANTISCHER PERSPEKTIVE
Die akademie der autodidakten am Ballhaus Naunynstraße, die 2007 von Shermin Langhoff ins Leben gerufen wurde, unterstützt die kulturelle Selbstermächtigung von Jugendlichen mit dem Anspruch, junge Menschen unabhängig von Herkunft und Status zur kulturellen und demokratischen Teilhabe zu motivieren und ihre intellektuellen und sozialen Kompetenzen zu fördern. Ihre Praxis verbindet Ansätze aus der darstellenden und bildenden Kunst, der kritischen Theorie und der angewandten Kunstvermittlung und öffnet neue kulturelle Perspektiven an den Schulen. Künstler*innen und Jugendliche verschiedener Herkünfte und Altersklassen suchen gemeinsam nach neuen Ästhetiken – wobei die größtmögliche Partizipation der jungen Menschen das Ziel ist. Auf diesem Weg bietet die akademie als Alternative zu herkömmlichen Bildungswegen postmigrantischen Jugendlichen Zugänge zur Professionalisierung und Selbstentfaltung.
Die Theater-, Tanz- und Filmprojekte der akademie der autodidakten werden von Regisseur*innen und Künstler*innen aus dem Netzwerk des Ballhaus Naunynstraße betreut (u.a. Simone Dede Ayivi, Simon(e) Paetau, Jair Luna, Janine Jembere, Theresa Henning, Adrian Figueroa; Innocent Peteke u.v.m.). Ein wöchentlich stattfindender Theater- und Schauspielworkshop fungiert als Anlaufstelle für junge Theaterinteressierte. Die Teilnehmenden können sich an den verschiedenen Theater- und Videoproduktionen am Haus beteiligen. Musikworkshops unter Leitung von Protagonist*innen der Berliner und internationalen Kulturszene bringen Jugendlichen die künstlerische Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen in eigenen Texten und Produktionen und den kreativen Ausdruck nahe. Die akademie der autodidakten hat so bereits einige eindrucksvolle Karrieren hervorgebracht: Neben Tamer Arslan, der heute neben seinem Festengagement als Ensemblemitglied des Maxim Gorki Theaters Gastrollen im Tatort spielt, sind beispielsweise Hasan Taşgın und Mayla Arslan in verschiedenen Produktionen des regulären Ballhaus-Repertoires aufgetreten. Der akademie entstammen mehrere Mitglieder der Ursprungsbesetzung von Verrücktes Blut, die heute an renommierten Schauspielschulen studieren.
Neben der Produktion Pauschalreise – Die 1. Generation von Hakan Savaş Mican (Regie: Lukas Langhoff), die bei den Privattheatertagen Hamburg mit dem Monica Bleibtreu Preis für das beste zeitgenössische Drama ausgezeichnet wurde, sind beispielhaft das Projekt Urban Sounds Clash Classic und das Projekt One Day I went to *idl zu nennen. Die erfolgreichen Produktionen wurden 2013 und 2016 zum Theatertreffen der Jugend eingeladen und ins reguläre Repertoire des Ballhaus Naunynstraße übernommen. Das Format Kiez-Monatsschau, ein Film- und Videoprojekt, für das postmigrantische Jugendliche unter professioneller Anleitung als Video- Reporter ausschwärmen und über für sie relevante Themen im vermeintlichen Brennpunkt-Kiez berichten, hat sich mit nunmehr 23 Folgen als fester Bestandteil des Ballhaus-Spielplans etabliert.
Einmal jährlich steht die akademie der autodidakten im Mittelpunkt des Ballhaus-Programms. Im Juli 2016 wurden dem Publikum die folgenden Produktionen präsentiert: Jetzt bin ich hier von Simone Dede Ayivi, One Day I went to *idl von Theresa Henning und Adrian Figueroa, das Filmprojekt Out in the open unter der Leitung von Shirin Begum und Veronika Gerhard und die Theaterproduktion Sesperado – Revolution of Color unter Leitung von Hasan H. Taşgın und Murat Dikenci, welches auf dem Roman Kara Günlük - Die geheimen Tagebücher des Sesperado! von Mutlu Ergün basiert, dem Publikum präsentiert.
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