Berlin 2020, Ende Oktober, Sonntag, 4:37 Uhr. Kalte Luft bleibt zwischen den Wohnhäusern stecken und in der Großstadt macht sich eine Enge breit, die ein halbes Jahr nicht verschwinden wird.

Für Pau und Quebe markiert dieser Moment nicht nur den Beginn des Winterlockdowns, sondern vor allem den Anfang ihrer Beziehung. Diese scheint zunächst wie eine einfache Antwort auf die Frage, wie man 6 Monate alleine verbringt, ohne sich dabei selbst zu begegnen.

Doch während Pau in ihrem Verhältnis zu Quebe ein Zuhause findet, wird für Quebe der Wunsch nach Vereinzelung immer größer. Ihre Versuche vom eigenen Leben abzulenken scheitern.

Sogar Jahre später, als Paus Umzugskartons gepackt sind und im Hausflur darauf warten mitgenommen zu werden, bleibt P an Qs Seite. Beide sind zu diesem Zeitpunkt bereits Nachbarn ihrer eigenen Person geworden, aber Quebe will versuchen den Weg zurück zum Anfang, zu einer Ich-Version ohne Pau finden. Auch wenn dies bedeutet, vergangenen Problemen erneut zu begegnen und sich vielleicht im Fremden viel mehr wieder zu erkennen, als ursprünglich erwartet.

Gibt es das überhaupt, dieses „Ich“ ohne andere?

„Vielleicht, jetzt wo wir so neben uns stehen, vielleicht sind wir ja zum ersten Mal in unserem Leben richtig wir selbst.“ - Nachbar 1 in „Zartes Geflecht“

Zu dem Wort „Nachbar“: Meint hier den Zustand, etwas oder jemandem vermeintlich nah zu sein.