Macht.Krieg.Frieden(?)
Nach Heinrich V. von William Shakespeare
Macht.Krieg.Frieden(?)
Nach Heinrich V. von William Shakespeare
Koproduktion nach William Shakespeares „Heinrich V.“ mit Texten von Niccolò Machiavelli, Hannah Arendt und Mitwirkenden aus Deutschland, Russland und der Ukraine. Open Air.
In dieser Koproduktion mit dem Urban Theater, dessen Mitglieder Flucht und Vertreibung erleben mussten, zeigen Mitwirkende aus Russland, der Ukraine und Deutschland ein Schauspiel nach Shakespeares Heinrich V., ergänzt mit Texten von Niccolò Machiavelli und Hannah Arendt als Beitrag zu Frieden und Verständigung.
In der Inszenierung von Natalia Lapina wirkt Shakespeares historische Vorlage wie ein aktuelles Polit-Drama und schildert in Echtzeit, wie der innenpolitisch unter Druck stehende Protagonist König Heinrich V. seine Berater, die Armee und letztlich ein ganzes Volk dazu bringt, an einem Krieg mitzuwirken. Trotz der zeitlos modernen Bezüge zur aktuellen Weltpolitik liefert die Aufführung keine leichtfertigen Antworten, sondern konfrontiert mit existenziellen Fragen:
Was bewegt einen Herrscher, Menschen zum Hass, Soldaten in die Schlacht und ein Volk zum Kampf zu zwingen? Liegt es in unserer Macht, einen Krieg zu beenden und Frieden zu bewirken? Mit welchen Mitteln der Manipulation, Rhetorik und Demagogie wird ein Krieg zum Werkzeug der Politik – und welchen Preis zahlt die Zivilbevölkerung in jedem Fall, unabhängig davon, zu welcher Seite sie sich zugehörig fühlt?
Neben Shakespeares Kunstgriff, die dramatischen Ereignisse und politischen Entwicklungen von einem Chorus kommentieren zu lassen, treten Niccolò Machiavelli und Hannah Arendt weitere historische Figuren auf und ermöglichen eine differenzierte Analyse der aktuell virulenten Themen Macht und Ohnmacht. Das Publikum kann und soll eigene Schlüsse zu möglichen Parallelen mit der aktuellen Realität ziehen - doch es kann sein, dass die bezogenen Stellungen im Leben wechseln, ähnlich wie die auf der Bühne.
Mit Henning Bormann, Tim Otto Göbel, Ilya Khodyrev, Seva Kovalenko, Oleksandr Kryvosheiev, Olha Kryvosheieva, Anselm Lipgens, Illia Rudakov, Michael Schröder, Saskia von Winterfeld
Regie: Natalia Lapina, Dramaturgie und Textfassung: Natalia Skorokhod, Ausstattung: Arina Slobodianik, Musik: Roman Stolyar, Produktionsleitung: Witalij Schmidt, Künstlerische Leitung und Übersetzung aus dem Englischen: Christian Leonard, Shakespeare-Übersetzung: Übersetzer:innen-Kollektiv ConTra Wiebke Acton und Yvonne Jäckel
Dauer
2 Stunden
Pausen
1
Web
Inhaltsangabe
Auf der Grundlage von Shakespeares Historie „Heinrich V.“, die vor 420 Jahren erstmals im Londoner Globe Theater aufgeführt wurde, verbindet die Aufführung mehrere erzählerische und zeitliche Ebenen. Während die Handlung von einem Chor gegliedert, durch Aufttritte historischer Figuren kommentiert und später durch mehrsprachige Einschübe persönlicher Kreigserlebnisse der Mitwirkenden verdichtet wird, treibt Live-Musik die Handlung voran. Das Publikum nimmt an einer Gerichtsverhandlung teil, in der die Handlungsweise von König Heinrich von England aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und hinterfragt wird, während Niccolo Machiavelli als Verteidiger sowie Hannah Arendt als Anklägerin auftreten. Dabei können Parallelen zur aktuellen Wirklichkeit aufgezeigt und in Echtzeit thematisiert werden.
Als König Heinrich V. den Nachweis erhält, laut seines Stammbaums ein Anrecht auf den Thron Frankreichs zu haben und eine Botschaft des Dauphin, dem Sohn des französischen Königs eintrifft, reagiert er auf die Provokation und beschließt, in Frankreich einzumarschieren. Während das englische Heer auf dem Feldzug durch Erschöpfung, Hunger und Krankheiten geschwächt ist, sind sich die Franzosen ihres Sieges sicher. Bevor es zur Schlacht bei Azincourt kommt, verkleidet sich König Heinrich, befragt seine Soldaten und motiviert sie in einer bewegenden Rede für den alles entscheidenden Kampf. Als England, obwohl zahlenmäßig unterlegen, unerwartet als Sieger hervorgeht, stellt Heinrich den Besiegten seine Bedingungen und verlangt die Hochzeit mit der französischen Prinzessin Catherine als Preis für den Frieden mit Frankreich.
„Die Idee [im Sommertheater über Krieg nachzudenken] finde ich wirklich großartig, es darf ja auch im Theater, das unter freiem Himmel stattfindet, mal um was gehen….“
„Ein intellektuell, menschlich, politisch wirklich sehr ehrgeiziger Abend, den ich vielen lauen, seichten Sommertheatern vorziehen würde, und der ja mit diesem Team vom Urban Theater aus russischen und ukrainischen Spieler:innen auch zu so einer Art Friedensprojekt wird, das dann ja eben auch Hoffnung geben kann.“
rbb radio3 Frühkritik von Barbara Behrendt am 21.6.2025 um 8:10 Uhr
Das Berliner Globe Theater (…) liefert einen anspruchsvollen Abend (…) Viele Fragen und auch Antwortversuche in diesem ambitionierten Friedensprojekt zwischen Shakespeare und den Kriegen der Gegenwart.“
Deutschlandfunk, Kultur Heute von Barbara Behrendt am 22.6.2025 um 17:50 Uhr
„Aktueller kann Theater nicht sein.“ (…) Die Idee, das hurra-patriotische Stück mit einer Gerichtsverhandlung zur Beurteilung der Taten Heinrichs V. zu flankieren, ist (…) bestechend. (…) Dass daraus kein trockenes Theorietheater wird, ist dem grandios aufspielenden 10-köpfigen Ensemble zu verdanken, das beständig die Kostüme (…) wechselnd in die verschiedenen Rollen des Stücks schlüpft und auch Shakespeares Witz hier nicht zu kurz kommt.“
Stefan Bock: Spannendes Gerichtsdrama über Krieg oder Menschlichkeit, in KulturaExtra am 23.6.2025
„Ein Shakespeare der anderen Art eröffnet im Globe Theater die Saison – an der Charlottenburger Sömmeringstraße also, wo noch immer nicht das hölzerne Rund errichtet ist, das Christian Leonard hier plant (…). Immerhin: was baulich fehlt, wird auf der Übergangsbühne unter freiem Himmel durch starkes Theater wieder wettgemacht. Die Globe-Truppe traut sich was. (…) Das entspricht nicht eben dem Standard-Anforderungsprofil leichter Sommerunterhaltung, ist aber packend und klug inszeniert. (…)"
Patrick Wildermann: „Open-Air-Theater eröffnet – Shakespeare, Molière und der Krieg“ in Tagesspiegel, Kultur in Berlin am 26.6.2025
„Dieser Kriegsrhetorik [Winston Churchill zitierte während des Zweiten Weltkriegs aus Henry V], die ja auch zum neuen Aufrüstungsprogramm in Deutschland und Europa passt, stellt die Inszenierung nach einer Idee on Globe-Gründer Christian Leonard nun zwei historische Figuren gegenüber. Einmal den Machttheoretiker Niccolò Machiavelli als Befürworter kriegerischer Praktiken, zum anderen die Philosophin Hannah Arendt. Ein ambitioniertes Vorhaben.“
Tom Mustroph: Sommertheater, hochpolitisch in tipBerlin Magazin, Bühne am 25.6.2025
Globe Berlin
Sömmeringstraße 1510589 Berlin
21,00 EUR - 26,00 EUR
Donnerstags: Volkstheatertag! 22€, ermäßigt 17.50€
Thursdays: People's Theatre Day! 22€, concessions 17.50€
Globe Berlin Theater gGmbH