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Tosca
Tosca
Giacomo Puccini
Als der revolutionär gesinnte Maler Mario Cavaradossi heimlich einem politisch Verfolgten zur Flucht zu verhelfen versucht, glaubt seine Geliebte, die berühmte Sängerin Floria Tosca, er betrüge sie mit einer anderen Frau. Der skrupellose Polizeichef Scarpia nutzt ihre Eifersucht, um Cavaradossi zu überführen und verlangt anschließend im Gegenzug für die Freilassung des Geliebten eine Nacht mit Tosca.
Mit einer stringenten Dramaturgie und ausgeprägtem Realismus schuf Puccini eines seiner schroffsten und dramatischsten Werke – einen Meilenstein der Operngeschichte. Vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen Napoleons Revolutionsheer und den habsburgisch-päpstlichen Truppen im Jahr 1800, der den Protagonisten der Oper zum Verhängnis wird, entführt Puccini den Zuhörer akustisch ins Zentrum Roms: in die Kirche Sant’Andrea della Valle, den Palazzo Farnese und die Engelsburg, denen der Komponist je ein eigenes musikalisches Kolorit verlieh. In der Inszenierung des lettischen Schauspielregisseurs Alvis Hermanis bewegen sich die Sängerinnen und Sänger in einer psychologisch dichten Erzählung, verlegt in die Entstehungszeit der Oper um 1900. Die szenische Darstellung wird durch einen aufwendig gestalteten Graphic Novel der Bühnen- und Kostümbildnerin Kristīne Jurjāne ergänzt, der an den Originalschauplätzen des 17. und 18. Juni 1800 in Rom spielt und auf ein Bühnenbild von monumentaler Repräsentationsarchitektur projiziert wird.
Dauer
ca. 2:30 h inklusive einer Pause
Web
Besetzung
Autoren
Inhaltsangabe
Erster Akt
In der Kirche Sant’Andrea della Valle
Cesare Angelotti, ehemaliger Konsul der Römischen Republik, jetzt Staatsgefangener, ist aus der Engelsburg in die Kirche Sant’Andrea della Valle geflohen. Seine Schwester, die Marchesa Attavanti, hat dort den Schlüssel zur Familienkapelle für ihn versteckt, wo Frauenkleider zur Fluchthilfe bereit liegen. Mario Cavaradossi, ein junger Maler, arbeitet in der Kirche an einem Bild der Maria Magdalena. Der Mesner bemerkt die große Ähnlichkeit zwischen dem Bild der Heiligen und der unbekannten Schönen, die in den vergangenen Tagen wiederholt zum Beten in die Kirche kam. Nachdem er Cavaradossi, der ihm als Freigeist ohnehin suspekt ist, seine Empörung darüber mitgeteilt hat, zieht er sich zurück.
Angelotti tritt aus der Kapelle. Cavaradossi erkennt den ehemaligen Konsul, der sich aber sogleich wieder verstecken muss, weil Floria Tosca, Sängerin und Geliebte Cavaradossis, Einlass verlangt. Tosca meint, in Cavaradossis Gemälde eine Ähnlichkeit mit der Attavanti zu erkennen. Nur schwer gelingt es Cavaradossi, Toscas Eifersucht zu beschwichtigen. Diese bittet Cavaradossi, sie am Abend nach der Vorstellung in der Oper abzuholen und mit ihr die Nacht in seinem Landhaus zu verbringen. Cavaradossi willigt ein. Wieder allein, bietet er Angelotti seine Hilfe an. Ein Kanonenschuss ertönt von der Engelsburg: Die Flucht Angelottis wurde entdeckt. Sogleich eilt Cavaradossi mit Angelotti in sein Landhaus, wo sich Angelotti im Brunnen im Garten verstecken kann.
Übermütig stürzen der Mesner und Ministranten in die leere Kirche. Soeben verbreitete sich die Nachricht von der Niederlage Napoleons in der Schlacht von Marengo. Durch das Erscheinen des Polizeichefs Scarpias und dessen Schergen, die auf der Suche nach Angelotti sind, wird die Freude jäh unterbrochen. Scarpias Leute finden einen Essenskorb sowie den Fächer der Attavanti. Schnell rekonstruiert Scarpia anhand der Angaben des Mesners das Geschehen. Als Tosca in die Kirche zurückkehrt, um ihre abendliche Verabredung mit Cavaradossi abzusagen, weil sie auf der königlichen Siegesfeier singen muss, gelingt es Scarpia, die Eifersucht der Diva anhand des gefundenen Fächers zu entfachen.
Aufgebracht macht sich Tosca auf den Weg in Cavaradossis Landhaus, wo sie ihn zu zweit mit der Attavanti vermutet. Scarpia beauftragt seinen Schergen Spoletta, Tosca unauffällig zu folgen. Unter den Klängen des Te Deums steigern sich Scarpias sadistische Gelüste ins Unermessliche: Er sieht bereits den Rebellen am Galgen, die Sängerin in seinen Armen.
Zweiter Akt
Arbeitszimmer Scarpias im Palazzo Farnese
Scarpia wartet auf seine Schergen, während im Festsaal des Palazzos die Niederlage Napoleons gefeiert wird. Spoletta berichtet von der erfolglosen Suche: Nur den Maler selbst habe man aufgespürt und wegen seines verdächtigen Benehmens verhaftet. Scarpia beauftragt den Gendarm Sciarrone, Tosca ein Billet zu übergeben, mit der Aufforderung, nach ihrem Auftritt auf der Siegesfeier zu ihm zu kommen. Gleichzeitig lässt er Cavaradossi vorführen, der sich aber weigert, den Aufenthaltsort Angelottis preiszugeben. Daraufhin lässt Scarpia den Maler in Anwesenheit der mittlerweile eingetroffenen Tosca foltern. Cavaradossi schweigt beharrlich, aber Tosca erträgt die Folter des Geliebten nicht und verrät das Versteck Angelottis. Sciarrone erscheint und meldet, dass die Nachricht vom Nachmittag falsch war: Napoleon hat doch gesiegt! Während Cavaradossi die unvorhergesehene Wendung bejubelt, befiehlt Scarpia die Hinrichtung des Malers. Gleichzeitig gibt er Tosca unmissverständlich zu verstehen, dass der Tod des Malers nur verhindert wird, wenn sie sich ihm hingibt. Ihr Flehen um Erbarmen feuern seine Obsession nur noch weiter an.
Die Nachricht vom Freitod Angelottis und die unmittelbar bevorstehende Exekution Cavaradossis brechen schließlich jeden Widerstand Toscas. Die Diva ist bereit, Scarpias Forderungen nachzugeben. Der ordnet daraufhin in Toscas Beisein an, dass die Hinrichtung Cavaradossis am nächsten Morgen nur zum Schein, mit ungeladenen Waffen, erfolgen soll. Schließlich verlangt Tosca noch einen Passierschein für sich und Cavaradossi. Nachdem Scarpia den geforderten Schein ausgestellt hat, ergreift Tosca ein herumliegendes Messer und ersticht Scarpia.
Dritter Akt
Auf einer Plattform der Engelsburg
Im Morgengrauen erwartet Cavaradossi seine Hinrichtung auf der Engelsburg. Verzweifelt versucht er, einen Abschiedsbrief an Tosca zu schreiben. Da erscheint sie selbst und erzählt von ihrem Mord an Scarpia und dass er, Cavaradossi, frei sein und nur zum Schein erschossen wird. Das Paar träumt von einem glücklichen Leben zu zweit.
Die Soldaten kommen, die Hinrichtung läuft planmäßig ab. Als Tosca den Geliebten nach deren Weggang zum Aufstehen drängt, begreift sie, dass Scarpia sie betrogen hat: Cavaradossi ist tot. Man hört Stimmen. Der Mord an Scarpia wurde entdeckt. Bevor sie von Spoletta ergriffen werden kann, stürzt sich Tosca in den Tod.
Alvis Hermanis hat für Puccinis Tosca eine faszinierende Lösung gefunden, indem er das Geschehen gleich doppelt erzählt. Erstaunlich, wie makellos beide Ebenen einander durchdringen, wie wechselseitige Assoziationsräume entstehen, ohne dass die Sänger an Aufmerksamkeit einbüßen. Und Daniel Barenboim schafft mit der Staatskapelle Berlin klangliche Zwischenreiche, die Puccinis Nähe zum französischen Impressionismus deutlich machen. Dass ausgerechnet eine Tosca derart feinsinnig daherkommen kann, bleibt ein Theaterkunststück von faszinierender Intelligenz. (Süddeutsche Zeitung, 6. Oktober 2014)
Tod, Teufel und Tritonus: Daniel Barenboims erste Puccini-Oper ist ein Ereignis – selten war Tosca so bezwingend wild, phonstark und durchsichtig. Er hat sich rückhaltlos verströmt und hingegeben an Puccinis süßes Gift an diesem Abend. Hat enorme dynamische Scheren geöffnet, an psychologisierenden Details gefeilt. Für seine Staatskapelle, in weltbester Form, gab es keinerlei Grenze. Und die Sänger werden gefeiert, zu Recht. (FAZ, 6. Oktober 2014)
Die Staatskapelle spielt brillant – und die Besetzung ist hochkarätig, bis hin zu Jakob Buschermöhle, der mit leuchtendem Knabensopran das Liedchen des (unsichtbaren) Hirtenknaben im Vorspiel zum dritten Akt veredelt. Fabio Sartori hat die Klangfarben und die Leidenschaft, die man sich für den Cavaradossi wünscht, Michael Volle kann als Scarpia herrisch auftrumpfen und Anja Kampe durchlebt akustisch die Gefühlsstürme der Tosca, ohne je schrill zu werden. (Der Tagesspiegel, 6. Oktober 2014)
Beeindruckend, wie Anja Kampe als Tosca mit den Reizen ihres Soprans und ihres Körpers gleichermaßen spielt, um dann ihre Scham, ihren Hass aus dem Innersten herauszuschleudern. Umwerfend, wie Michael Volle als Scarpia voll exzessiver Verächtlichkeit den Polizeichef mimt, mit vor Gier fast entgleisenden Gesichtszügen und einer Stimme, die seine Brutalität und Kälte, aber auch seine Einsamkeit durchblitzen lässt. (RBB Hörfunk, 4. Oktober 2014)
Man mag es kaum glauben. Daniel Barenboim holt (diese Tosca) zurück mitten in die Gegenwart, ist voller Leben, Spannung und Dramatik. Alles bleibt so klar eingebunden in den logischen Zusammenhang des Ganzen, als habe Barenboim lebenslang nichts anderes als Puccini studiert. (taz, 6. Oktober 2014)
Alvis Hermanis hat Puccinis Operndrama fantasievoll verwandelt. Seine Inszenierung hat das Zeug zum Longseller. (Berliner Morgenpost, 6. Oktober 2014)
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In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Staatsoper Unter den Linden
Unter den Linden 710117 Berlin
8,00 EUR - 80,00 EUR
Ab 12 Jahre