pacific aspects
pacific aspects
Mit pacific aspects setzt die LOSE COMBO die 2017 begonnene Projektreihe „performaps“ fort, die in Hybridformen aus Musiktheater, Performance, Konzert und Installation die Möglichkeiten einer zeitbasierten und performativen Kartographie erkundet und entfaltet.
Pacific aspects nutzt angesichts sich überschlagender maßloser Krisen und Katastrophen mit Mikronesischen Stabkarten erstmals Karten-Artefakte als Bezugspunkte, die auf maßstäbliche und proportionale Darstellungen gänzlich verzichten. Dabei geht es um Aspekte der Unsichtbarkeit, des Verschwindens und Vergessens, das Projekt betrachtet die bedrohliche Dynamik, in der jede weitere Krise ältere aber andauernde Krisen aus dem Blick geraten lässt. Im Mittelpunkt steht zugleich ein Inselstaat, der auf der anderen Seite der Welt im Pazifischen Ozean faktisch – und nicht nur von der Landkarte – verschwindet.
Seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts im Fokus deutscher Handelsgesellschaften, waren die Marshallinseln von 1885 bis 1914 Teil deutscher Südsee-Kolonien. In den Kaiserlichen Überseegebieten wurden in großem Stil Kokosplantagen angelegt und ausgebeutet. Im Zuge dessen verdrängten „westliche“ Seekarten und „moderne“ Schiffe allmählich die traditionelle mikronesische Navigation, während sich die Ethnologie für die Artefakte zu interessieren begann – und also raubten die Kolonisatoren vor Ort sie für die wissenschaftlichen Institute „zu Hause“.
Nach dem Ersten Weltkrieg war das abgelegene Rongelap-Atoll das letzte der Marshallinseln, auf dem noch Navigatoren ausgebildet, Geheimwissen weitergegeben wurde – so lange bis amerikanische Atombombenversuche auf dem benachbarten Bikini-Atoll zwischen 1948 bis 1956 dies für immer unmöglich machten. Der letzte mikronesische Navigator starb 2003.
Von hier aus spannt die Performance weite thematische Bögen zu einer Reihe anderer pazifischer Aspekte, die vom steigenden Meeresspiegel zu Süßwasser-Importen, von der riesigen pazifischen Plastimüllkinsel voller Geisternetze zu Fragen der Provenienzforschung, von der ersten Weltumseglung bis zur Versenkung der „Rainbow Warrior“ reichen …
Im musikalischen Zentrum des Projekts steht eine (karto-)graphische Komposition für flexible Besetzungen, die Jörg Laue im Rahmen eines NEUSTART KULTUR-Recherchestipendiums des Musikfonds anhand von Mikronesischen Stabkarten entwickelt hat.
Dauer
1 Stunde 30 Minuten
Web
Produktionscredits
Eine Produktion der LOSE COMBO, gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Berlin; in Kooperation mit den Uferstudios Berlin.
Performance: Claudia Splitt / Florian Feigl
Violine: Susanne Zapf
Cello: Anna Carawe
Konzept / Raum / Text / Musik / Video: Jörg Laue Künstlerische Mitarbeit: Nina DeLudemann, Lotte Luzie
Kleidung: Nina DeLudemann
Technische Leitung: Martin Pilz
Klangregie / Tontechnik: Mattef Kuhlmey
Bildregie / Video- und Computertechnik: Florian Fischer
Produktionsleitung: M.i.C.A. – Movement in Contemporary Art, Raisa Kröger / Katharina Meyer
Presse / ÖA Fellow Publishing – Johannes Fellmann / Leonie Soltys
Grafik: Carmen Klaucke
Keine Termine gefunden
Uferstudios
Spielstätte:
Uferstudio 1
Badstraße 41
13357 Berlin
12,00 EUR - 16,00 EUR