Die schmutzigen Hände
Die schmutzigen Hände
Von Jean-Paul Sartre
Sartres Stück beleuchtet den Konflikt zwischen Idealismus und Realpolitik. Der Anführer einer revolutionären Partei "Illyriens", Hoederer, plant eine Allianz mit dem Feind. Er will weiteres Blutvergießen vermeiden – und zugleich die eigene Beteiligung an der Macht nach dem Krieg sichern. Hugo wird von der Partei beauftragt, Hoederer zu stoppen. Er soll ihn töten, hadert aber damit. Als er ihn schließlich doch tötet, tut er es nicht aus Überzeugung, sondern aus Eifersucht. Ist seine Tat noch eine politische Tat? Aus welcher Überzeugung hat er sie begangen – und macht das einen Unterschied? Die kondensierten Inszenierungen der slowenische Regisseurin Mateja Koležnik wirken oft wie ein Brennglas – und zeigen so gesellschaftliche Konflikte, die aus der Perspektive jeder Figur plausibel werden.
Sprache
Dauer
1 Stunde 35 Minuten
Web
Besetzung
Autoren
Inhaltsangabe
Illyrien, ein fiktiver Balkanstaat, hat während des Zweiten Weltkriegs mit den Deutschen kooperiert. Doch nun wendet sich das Blatt, die russischen Truppen rücken näher und Deutschland scheint den Krieg zu verlieren. Die politischen Kräfte im Land sortieren sich neu. Der Regent und die Nationalliberalen suchen neue Verbündete. Die kleine „Partei des Proletariats“ sieht ihre Chance, unter einer Besatzung der Roten Armee an Einfluss zu gewinnen. Sie ist allerdings gespalten: Der sozialdemokratische Flügel unterstützt Hoederer, der dafür Allianzen schließen will – auch um die Kämpfe so bald wie möglich zu beenden und unnötige Tote zu vermeiden. Der radikalere Flügel um Louis und Olga lehnt derlei Kompromisse ab. Als Hoederer mit einer knappen Mehrheit die Zustimmung bekommt, in Verhandlungen einzutreten, plant der radikale Flügel ein Attentat auf ihn. Den Auftrag bekommt der junge Idealist Hugo. Er zieht mit seiner Frau Jessica zu Hoederer und wird dessen Sekretär. Hier entdeckt Jessica den Revolver und erfährt von Hugos Auftrag. In ihrer Art, das Vorhaben halb ernst zu nehmen, halb zum Spiel zu erklären, entlarvt sie Hugos Narzissmus, der sich eine heldenhafte Tat ausmalt und auf Anerkennung hofft. Tatsächlich schiebt er die Tat von Tag zu Tag auf, die vertrauensvollen Gespräche mit Hoederer machen es für Hugo praktisch unmöglich, ihn zu erschießen. Er kann nicht verhindern, dass es zu Verhandlungen kommt. Als Hugo Hoederer und Jessica bei einem Kuss ertappt, schießt er schließlich doch. Während Hugo im Gefängnis ist, ändert die Partei ihre Politik im Sinne Hoederers. Nach der Entlassung muss Hugo sich entscheiden, ob er dem gemäßigten Kurs folgt – oder an seinen Ideen festhält. Wenn er im Rückblick alle seine Entscheidungen überprüfen könnte, würde er wieder so handeln? Könnte er anders?von Karolin Trachte
Berliner Ensemble
Spielstätte:
Großes Haus
Bertolt-Brecht-Platz 1
10117 Berlin
Ausverkauft