Das reine Land
Das reine Land
Theaterperformance nach Motiven des Romans „Letzte Geschichten“ von Olga Tokarczuk
Die internationale Künstlergruppe unter Regie von Elzbieta Bednarska hat sich seit 2009 u.a. mit gesellschaftlichen Entwicklungen und existenziellen Fragen im Ausdruck wichtiger osteuropäischer Literatur auseinandergesetzt. Die spartenübergreifende sitespecific Theaterproduktion untersucht den Roman Letzte Geschichten der Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk mit vielfältigen Mitteln der Bühnenkunst. Mit Livemusik, Gesang, Bewegungs- und Sprechtheater erforscht das Ensemble den Blickwinkel der polnischen Autorin auf den Tod als Grenzüberschreitung.
„Letzte Geschichten“ handelt von drei Frauen in drei novellenartigen Erzählungen. In ihnen wird deren Geschichte der Entwurzelung über drei Generationen hinweg erzählt. Tochter Ida, Großmutter Parka und Enkelin Maja stehen alle an einem krisenhaften Wendepunkt in ihrem Leben. Alle drei begegnen dem Tod auf unterschiedliche Art: Im fernen Tod des fremden Anderen, im nahen Tod des geliebten Partners und im eigenen Tod. In dieser Todesfuge für drei Stimmen wird die letzte Entwurzelung aus dem Schicksalsort der Eigenwelt des lebendigen Leibes erfahren. In der Auflösung von Raum und Zeit wird in kontemplativen Sprachbildern der Blick auf geistige Räume hinter einfachen Dingen aufgeschlossen.
Der Tod als all-gegenwärtiges Ereignis stellt die materialistisch geprägten Zivilisationen der Welt, aber auch insbesondere die mitteleuropäische Zivilisation vor die tief verdrängte Frage nach dem Sinn des Lebens. Dieser besteht nicht im Überleben, sondern in einer zu erlernenden Kunst des Sterbens.
Wie können Menschen sich selbst beobachten? Wer in ihnen schaut, und auf wen? Was ist wirklich das, was sich „ich“ nennt, das Schauende oder das Beobachtete? (Olga Tokarczuk, Letzte Geschichten, S. 261)
Eine performative Reise in den Räumen der Zionskirche zum Bewusstsein des Menschen vom Tod.
Auch für dieses Projekt suchen wir den Dialog verschiedener Künste aus einem körperlichen, stimmlichen, musikalisch und philosophisch forschenden Ansatz. Die Architektur der Zionskirche mit ihrem Licht- und Klangkörper ist ein wesentlicher Dialogpartner für Schauspiel, Musik, Gesang und Bewegung. Wir arbeiten seit Jahren nicht mehr in klassischen Theaterräumen, sondern in Fabriken, Gefängnissen, Kühlhäusern usw., die je ihr eigenes Narrativ haben. Räume als Mitspieler, die in einer inneren Beziehung zum Thema stehen. Räume, die ihr eigenes Leben führen und ihre eigene Geschichten haben.
Es gibt keine Aufteilung auf Rollen, eine Rolle kann Klang, Bewegung, Licht sein. „… mein Traum ist ein neuer Erzähler - ein Erzähler in der „vierten Person“. Nicht bloß ein grammatisches Konstrukt, sondern ein Erzähler, der die Perspektive der sämtlichen Figuren mit einnimmt und zugleich den Horizont jeder einzelnen überschreitet, der mehr und weiter sieht, der die Zeit außer Acht lassen kann.“ (Tokarczuk, Die Nobelpreisrede 2019)
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Produktionscredits
Regie: Elzbieta Bednarska
Schauspiel/Gesang: Anna von Schrottenberg
Bewegung: Rafal Dziemidok
Raum/Kostüme: Petra Korink
Eine Produktion von Elzbieta Bednarska / Fundacja Spotkania
Zionskirche Berlin
Zionskirchstraße
10119 Berlin
15,00 EUR - 18,00 EUR
Kartenvorbestellung: reinesland@gmx.net
Fon: 0152 3793 7546