Das Leben ein Traum
nach Calderón • Schönborn • nach Pedro Calderón de la Barca
Das Leben ein Traum
nach Calderón • Schönborn • nach Pedro Calderón de la Barca
Dieses sterbliche Leben ist dem Traum sehr ähnlich. Wie diejenigen, die schlafen, haben wir tausend eingebildete
Wahnvorstellungen. Menschliches Leben, was anderes bist als täuschender Schein, als ein unablässiger Alptraum. Alle
Dinge, die wir mit Gier suchen, sind nur Schatten und Schein von Gütern.
Ich stelle mir vor, daß die Seelen im Himmel wie in der Hölle, wenn sie nach einer gewissen Zeit an dieses Leben zurückdenken, den Eindruck haben werden, daß es
insgesamt nur ein Traum war.
(Zitiert nach Olmedo 1928, Text von Tomás de Villanueva, 1572)
Im Spanien des 17. Jahrhunderts, als der Lebenshunger groß war, legte die offizielle Kultur den Akzent auf die Verleugnung der Lüste und des Fleisches. Sie erinnerte unablässig daran, dass das irdische Leben nur unvollkommene Freuden biete und Gott die einzig wahre Quelle des Glücks sei. Während der Inquisition aufs Rad gespannt und gevierteilt zu werden, bedeutet Ausschluss von einem angenehmen Leben nach dem Tod. Jedoch biss man ins Gras im Bewusstsein, dass bei der Sache um etwas ging.
Der alte, sternenkundige Basilio (Silvia Rieger), der seine Herrschaft bald abgeben muss, schickt seinen Sohn Sigismund (Sophie Rois) mehrfach in ein Wechselbad von Träumen und Wachen. Ein Test: Thron für Sigismund ‒ ja oder nein? Die adelige Verwandtschaft (Svetlana: Kerstin Graßmann, Astolf: Uwe Dag Berlin) intrigiert. Und dann ist da noch der Racheengel Rosaura (Margarita Breitkreiz) …
Die Inszenierung kommt aus der Gegenwart, führt zurück zu Calderón und schließt mit unserem hiesigen, mitunter mickrigen wie komischen Dasein.
In einem Buch las ich einmal den Satz: „Es ist nicht die Art des Himmels, das Haupt zu erheben.“ Es wäre gut, wenn alle wüssten von diesem Satz, der von der Unart des Himmels spricht. Oh nein, es ist wahrhaftig nicht seine Art, herabzublicken, Zeichen zu geben den Verwirrten unter ihm.
Wenigstens nicht, wo ein so dunkles Drama stattfindet, in dem auch er, dieses erdachte Oben, mitspielt. Vater und Sohn. Ein Sohn – dass es das gibt, das ist das Unfassbare.
Mir fallen jetzt solche Worte ein, weil es für diese finstere Sache kein klares Wort gibt; sowie man daran denkt, kommt man um den Verstand. Finstere Sache: denn da war mein Samen, undefinierbar und mir selbst nicht geheuer, und dann das Blut seiner Mutter, indem das Kind genährt worden war, und dass die Geburt begleitete, alles zusammen eine finstere Sache.
Diese Verwirrung. Diese Öde. Wenn da eine Rechnung ist, wird sie aufgehen zu meinen Gunsten. Austreten aus dem Geschlecht, zu Ende kommen, ein Ende, dahin soll es nur kommen.
(Ingeborg Bachmann)
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Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
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