Februar 2022. Russland hat die Ukraine überfallen. Meine Familie ist noch dort. Ich kann sie nicht sehen oder berühren.
Mai 2022. Ich versuche, das Gedächtnis meiner Haut zu aktivieren und mir vorzustellen, dass ich meine Mutter berühre. Ich mache das täglich. Ein Jahr getrennt.
September 2022. Ich habe meine deutsche Aufenthaltserlaubnis bekommen. Ich bleibe in Berlin.
März 2023. Ich habe niemanden zum Tanzen, also habe ich eine Choreografie für mich selbst und neun Projektionen von mir entwickelt. Jetzt bin ich ein Kollektiv. Masha hat beim Filmmaterial geholfen. Legions will meinen Gesang in einen Chor verwandeln. Zwei Jahre getrennt.
Mai 2024. Drei Jahre getrennt. Die Depression trifft mich. Ich wurde bei einem Open Call des Berliner Ringtheaters angenommen.
April 2025. Vier Jahre getrennt. Die Premiere steht kurz bevor.

„Come Out of the Trench“ ist eine Performance, die in den letzten drei Jahren vom ukrainischen Performancekünstler Andrii in Zusammenarbeit mit seinen Kolleg*innen Masha und Legions entwickelt wurde. In diesem Werk reflektieren die Künstler*innen über das Thema der Distanz und die gelebte Erfahrung eines Körpers im Exil. Sie weiten den geflüchteten Körper zu einer performativen Landschaft aus, vervielfachen und verzerren ihn – mit Klang, Bewegung und Projektionen. Die Performance lädt das Publikum dazu ein, nicht nur das Ergebnis zu sehen, sondern auch den dahinterliegenden Prozess – einen oft übersehenen Raum, in dem sich etwas zutiefst Menschliches entfaltet.