AM ANFANG
MUSIK – TANZ – VIDEO
AM ANFANG
MUSIK – TANZ – VIDEO
Für das Projekt AM ANFANG befragen Marc Sinan und Kettly Noël religiöse Schöpfungsmythen aus Westafrika und Europa sowie wissenschaftliche Erzählungen über die Entstehung der Welt. Es werden traditionelle und religiöse Musik aus Mali mit zeitgenössischer europäischer Musik konfrontiert. Das erzählerische Instrumentarium besteht aus Gesang, Performance und Videokunst. AM ANFANG führt das Djiguiya Orchestra aus Bamako mit den Neuen Vocalsolisten Stuttgart und der internationalen Marc Sinan Company zusammen.
In 150 Fragmenten werden musikalische, poetische, religiöse und wissenschaftliche Dokumente von Wirklichkeit, die zunächst in einer Rauminstallation, später online und schließlich als hybride Performance die unterschiedlichen Perspektiven in einer von 8112246582005964602127455942367987902050836156499835648504350052842641868750253575074024377378741206663917548775207191034516791665623040000000000000000000000000000000000 oder 5.811225 mal 10 hoch 169 möglichen Permutationen zur Aufführung gebracht.
Das Projekt AM ANFANG - koproduziert vom Humboldt Forum - spiegelt die Erfahrung, dass die Welt widersprüchlich ist und damit auch die Beschreibung(en) von Welt. Zwar wissen wir um die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Perspektiven auf unsere Existenz, richten uns aber doch gleichgültig in unseren eigenen Existenzen, in unseren eigenen Welten ein, mit unseren je eigenen Perspektive darauf.Interessanterweise unterscheiden sich die Erzählungen über den Anfang von allem grundsätzlich: So glauben manche, Gott habe die Welt geschaffen. Andere glauben an die wissenschaftliche Theorie des Urknalls. Das Volk der Dogon in Westmali tradiert den Mythos von einem zweieiigen Zwilling, der ungeduldig aus dem Mutterleib flieht, wobei ein Stück der Plazenta herunterfällt, was zur Erschaffung der Erde führt. Auch sind die Dogon bereit seit Urzeiten in Besitz von astronomischen Wissen über den unsichtbaren Begleiter des Sirius Sterns und dessen Flugbahn. Die Existenz dieses Sternes konnte erst Ende des 20. Jahrhunderts von der Astrophysik bestätigt werden.
Das Projekt AM ANFANG soll verdeutlichen, dass unser Wissen uns immer nur scheinbare Gewissheiten ermöglicht, mit deren Hilfe wir uns von den „Anderen“ unterscheiden. Doch tatsächlich ist jede Gewissheit nur ein weiterer Beweis für die Begrenztheit aller menschlichen Wahrnehmung und Einsicht. Wir sind eins in der Erkenntnis, dass jede Sicht auf die Welt nur ein singuläres, anthropozentrisches Fragment von Wirklichkeit abbildet. Das, was wirklich ist, ist größer.Im Saal 2 wird ein zwölf Meter durchmessendes Hexagon einen mythischen Raum bilden, in dem das Publikum erleben kann, wie zeitgleich die Schöpfungsgeschichten der Dogon und des malischen Nomadenvolks Peulh besungen werden, kontrastiert durch wissenschaftliche Sichtweisen der Schöpfungs-Geschichte. Die Installation ist tagsüber geöffnet; für die Abendveranstaltungen bespielen die Tänzer*innen und Musiker*innen die Installation.
Mitwirkende
Marc Sinan – Künstlerische Leitung, Komposition, Gitarre
In seiner Arbeit erprobt Marc Sinan neue Wege der Kollaboration zwischen Künstler*innen im transkulturellen und transmedialen Kontext. Dabei arbeitet er meist in Personalunion als Komponist, künstlerischer Leiter, Gitarrist und Produzent mit seinem eigenen Ensemble, der Marc Sinan Company, sowie wechselnden internationalen Gästen und institutionellen Partnern. Aufnahmen seiner Werke werden bei ECM Records veröffentlicht. Er lebt und arbeitet in Berlin.
Seine Werke greifen aktuelle gesellschaftspolitische Fragen auf. Sie werden international aufgeführt und waren zu Gast bei Festivals wie dem Schleswig-Holstein
Musikfestival, Istanbul Festival, MaerzMusik sowie an Häusern wie der Oper Halle, Oper Wuppertal, Theater Bremen, Humboldt Forum Berlin, dem Gorki Theater und dem Wiener Konzerthaus. Sinan kollaborierte mit dem Royal Philharmonic Orchestra, Badischen Staatstheater Karlsruhe, Philharmonie Jena, Staatskapelle Weimar, Staatsphilharmonie Nürnberg, Dresdner Sinfonikern, No Borders Orchestra, Ensemble ConTempo Beijing, dem Belgrader Ensemble Metamorphosis, Sonar Quartett, den Neuen Vocalsolisten Stuttgart, dem Medienkollektiv schnellebuntebilder, Iva Bittová, Oğuz Büyükberber, Jörg Widmann, Kayhan Kalhor und zahllosen weiteren Ensembles, Musiker:innen und Künstler:innen aus Europa, Asien, Afrika und Nordamerika.
Kettly Noël - Choreographie, Tanz
Die in Haiti geborene Tänzerin, Choreografin und Schauspielerin lebt seit 1999 in Bamako, Mali, und tourt international. Ihre erste Kreation Dans Lacour von 1996 ist ein wegweisendes, von haitianischer Voodoo-Kultur geprägtes Stück, das in das animistische Universum der Insel eintaucht. Gleichzeitig erforschte sie die Wurzeln des modernen afrikanischen Tanzes. Heute leitet Kettly Noël das internationale Festival für zeitgenössischen Tanz Dense Bamako Danse, das 2003 von ihr gegründete wurde sowie das Kulturzentrum Donko Seko, einen Raum für Ausbildung, choreografisches Schaffen und Entwicklung des zeitgenössischen Tanzes als Instrument der Sozialisierung. Im Jahr 2017 wurde sie zur documenta 14 eingeladen, für die sie die Installation und Performance Zombification erstellte.
Djiguiya Orchestra
Das 2019 gegründete Orchester aus Bamako verbindet traditionelle Instrumente aus Mali mit europäischer Musik und schafft so einen besonderen transkulturellen Austausch. Der Sänger und Kamale Ngoni Spieler Lassine Koné bildet zusammen mit Habib Sangaré auf dem Bolon und der Kalebasse sowie Joel Diarra, dem Balafonvirtuosen ein außergewöhnliches Ensemble.Marc Sinan Company Seit 2008 hat die Marc Sinan Company (MS/C) ihr Profil und das weltweite Netzwerk immer weiter gestärkt. Ihre preisgekrönten transmedialen und zugleich transkulturellen Projekte realisiert das freie Ensemble rund um den Komponisten und Gitarristen Marc Sinan mit einem interdisziplinären Team und internationalen Gästen. Zur festen Besetzung zählen der Klarinettist und elektronische Musiker Oguz Büyükberber, der Schlagzeuger Daniel Eichholz, die Autorin Maike Wetzel, der Produzent Eric Nikodym, der Dramaturg Holger Kuhla und der Sounddesigner Karsten Lipp. Unter den renommierten Gästen sind z.B. Iva Bittová, Kettly Noël (Mali), Ulzhan Baibussynova (Kasachstan), Ensemble ConTempo Beijing (China), das Djiguiya Orchestra (Mali), Damian und Delaine Le Bas (UK) und das Medienkollektiv schnellebuntebilder. Regelmäßig ist die Company in wechselnder Besetzung bei hochkarätigen Festivals und Spielstätten zu Gast – zuletzt etwa in Indien, der Türkei und in den USA. Kooperationspartner sind u.a. das Badische Staatstheater Karlsruhe, die Bühnen Halle, die Dresdner Sinfoniker und das Humboldt Forum Berlin. Die Projekte der MS\C wurden mehrfach, z.B. von der UNESCO, ausgezeichnet.
Neue Vokalsolisten Stuttgart
Die Neuen Vocalsolisten verstehen sich vor allem als Forscher und Entdecker. Um dem Neuen den Weg zu bereiten, arbeiten die sie regelmäßig mit arrivierten und jungen Komponist*nnen zusammen. So entstand in den zurückliegenden 20 Jahren ein weltweit einzigartiges Repertoire vokaler Kammermusik. Dabei bewegen sich die Neuen Vocalsolisten insbesondere auf dem Terrain des gegenwärtigen Musiktheaters, das geprägt ist durch elektronische Medien, Video- und Konzeptkunst. Vor diesem interdisziplinär angelegten Hintergrund haben sie das Genre des vokalen Kammer-Musik-Theaters geformt, unter anderem mit Werken von Georges Aperghis, Carola Bauckholt, Luciano Berio, Luca Francesconi, Lucia Ronchetti, Oscar Strasnoy und Claude Vivier. Partner des Ensembles sind dabei stets hochkarätige Spezialistenensembles und Orchester, internationale Opernhäuser, die freie Theaterszene, elektronische Studios sowie zahlreiche Veranstalter von Festivals und Konzertreihen neuer Musik in aller Welt.
- Preis der Performance 16,00 EUR/8,00 EUR ermäßigt
- Installation kostenfrei
- Saal 2
Dauer
1 Stunde
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Humboldt Forum
Spielstätte:
Saal 2
Schloßplatz
10178 Berlin
8,00 EUR - 16,00 EUR
Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss