Radar Ost 2023
Internationales Festival mit Fokus auf OsteuropaRadar Ost 2023
Internationales Festival mit Fokus auf Osteuropa
Kunst und Krieg
Länderschwerpunkt Ukraine
Das internationale Festival Radar Ost ist seit 2018 Spiegel politischer und ästhetischer Bewegungen in den östlichen Nachbarländern. Ausgangspunkt bei Gründung des Festivals war – eine Generation nach 1989 – die künstlerische Reflexion der großen gesellschaftlichen Umbrüche. Über das Festival hinaus entstanden und vertieften sich seitdem Arbeitsbeziehungen zu Regisseur:innen aus Georgien, der Ukraine, Ungarn, Polen und Russland. Die Zusammenarbeit hat unseren Blick auf die Verbindungs- und Bruchlinien zwischen Ost und West verändert und geweitet. Seit der Pandemie 2020 mit geschlossenen Grenzen und Theatern ist das länderübergreifende Kollaborieren wichtiger geworden als das Kuratieren.
Bereits zuvor entstand gemeinsam mit dem Gogol Center in Moskau in Decamerone eine zweisprachige Inszenierung eines russisch-deutschen Teams und Ensembles, welche in beiden Ländern regelmäßig zu sehen ist. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Regisseur Kirill Serebrennikov wird in der Spielzeit 2022/23 fortgeführt. Das vergangene Radar Ost Festival im Oktober 2021 hat unter dem Motto Art[ists] at Risk mit Belarus einen besonderen Länderschwerpunkt gesetzt. Neben den eingeladenen Gastspielen entstanden vier Koproduktionen vor Ort in Berlin, und Künstler:innen der Theatergruppe Kupalaucy aus Minsk verbrachten eine Residenz am DT. Die Fragen, die das Festival, aufgeladen durch die brutale Niederschlagung der Protestbewegungen in Belarus, aufgeworfen hat, haben sich heute in ungeahnter Weise verschärft: Welchem Risiko sind Künstler:innen ausgesetzt, und welches ist die Kunst bereit einzugehen? Wie werden Künstler:innen ignoriert, diskriminiert und zum Schweigen gebracht?
Kann Kunst vom Krieg, von Kriegsverbrechen erzählen? Wie positionieren sich Theatermacher:innen politisch, und welchen Preis zahlen sie dafür? Und wie können wir uns im Westen mit gefährdeten Kolleg:innen solidarisieren? Kein halbes Jahr später war die Welt eine andere. Seit dem 24. Februar, dem brutalen Angriff Russlands auf die Ukraine, tobt ein Krieg mitten in Europa. Die Politik spricht von "Epochenbruch" und "Zeitenwende" und mit dem "Ende der Geschichte" längst überwunden geglaubte Fronten scheinen verhärteter denn je. Alte Ängste vor einem Dritten Weltkrieg werden wach und pazifistische Werte und Gewissheiten radikal in Frage gestellt. Auf den Schock über den Krieg und die Geschichte, die uns wieder hat, wird die fünfte Ausgabe von Radar Ost reagieren.
Das Deutsche Theater zeigt mit der Reihe Stay United Solidarität mit Künstler:innen aus der Ukraine, arbeitet mit ihnen zusammen und gibt ihren Stimmen eine Bühne. Der Länderschwerpunkt Ukraine stand schon vor Kriegsausbruch fest, ebenso wie Gastspieleinladungen aus Russland und Belarus. Wie die Welt im März 2023 aussehen wird, kann heute niemand sagen. Woran wir nicht aufhören werden zu glauben und mit Radar Ost arbeiten, ist die Gewissheit, dass Theaterkunst jenseits von Schwarz-Weiß-Zeichnungen Schattierungen beschreiben kann, dass sie uns lehrt Widersprüche auszuhalten. Kunst richtet nicht, sie schafft beides: Nähe und Distanz. Wir wissen noch nicht, wie es möglich sein wird, 2023 neben ukrainischer und belarussischer Kunst auch Inszenierungen aus Russland zu zeigen. Wir wissen noch nicht, was in den Residenzen und Kollaborationen mit Künstler:innen im Exil entstehen wird. Was wir wissen, ist, dass Theater einen utopischen, aber erfahrbaren Raum eröffnen kann, in dem die Anerkennung von Differenz das Gemeinschaftsstiftende unserer Zeit ist.
Seien Sie mit uns gespannt auf theatrale Grenzüberschreitungen vom 8. bis 12. März in Berlin!
Deutsches Theater Berlin Schumannstraße 13 10117 Berlin
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